Der Winter bringt Tausalz in die Garagen

Der Winter ist eine Zeit in der Garagen einiges aushalten müssen. Genau für diese Extrembedingungen müssen sie geplant und gebaut werden. Aus kleinen meist unsichtbaren Rissen werden ganz schnell größere Risse. Die Dehnfugen kommen an ihr Dehnlimit und Tausalz landet nicht nur in Unmengen auf den Straßen sondern auch in der Garage. Jetzt kommt es nicht zuletzt auf das Schutzsystem an, ob Chlorid in das Tragwerk wandern kann oder nicht.

Parkdecks sind im Winter so kalt wie die Temperatur draußen. Im Winter öffnen sich die Risse im Stahlbetontragwerk temperaturbedingt. Auch in den Tiefgaragen passiert das, wenn es lange genug Minusgrade hat, weil eine gut funktionierende Querlüftung für ausreichende Kühlung sorgt.

Der Jänner 2017 war in Österreich der kälteste seit 30 Jahren. Die Tiefsttemperatur lag bei -22,4°C  am kältesten Ort in Niederösterreich (unterhalb von 500 Meter Seehöhe). Obwohl es in Wien meist wärmer ist als in den benachbarten Bundesländern hatte es in Wien-Unterlaa ebenfalls kalte -13,8°C am 11.1.17. (Quelle: ZAMG)

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Salzablagerungen in der Entwässerungsrinne

Einmal im Gebäude verschwindet das Salz nicht mehr so leicht hinaus. Auf Grund des geringen Gefälle bleibt es oft in den Rinnen liegen. Es können richtige Salzkrusten entstehen. Jedesmal wenn  Wasser in die Rinne läuft wird Chlorid gelöst und die chloridhältige Lösung kann von neuem ihren Weg in einen Riss suchen.

Ich lege beim  Qualitätsmonitoring für Garagen daher besonders viel Augenmerk auf die Entwässerungsrinne. Sie befindet sich am Tiefpunkt des Gefälles – hier läuft alles zusammen. Dieser Bereich und auch alles was in ihrer Nähe montiert werden muss, sollte mit besonderer Sorgfalt geplant und hergestellt werden. Vergessen Sie z.B. nicht auf den Anfahrschutz für eine Brandschiebetor. Überlegen sie vorher, wie die Montage erfolgen kann: am Boden, an der Wand oder von der Decke.

Ein Schlosser der die Aufgabe hat einen Anfahrschutz zu montieren, weiß nicht um die chloridinduzierte Bewehrungskorrosion. Er wird seine Montage erledigen, wo es ihm am sinnvollsten erscheint. Die Folge sind möglicherweise Verschraubungen im Rinnenboden. Sie  liefern den Salzen eine richtige Autobahn zur Stahleinlage.

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Anfahrschutz in der Entwässerungsrinne montiert

Chlorid verbraucht sich nicht. Es reagiert immer weiter solange es da ist. Manchmal bleibt nur noch der kostenintensive Betonabtrag, um es loszuwerden.

Direkt befahrene Flächen in Parkdecks sind nicht nur tausalzbeansprucht sondern auch stark mechanisch belastet durch den Fahrverkehr. Ein Anfahren an Steher oder Vibrationen durch PKWs sind mit zu berücksichtigen. Es ist daher eine Kombination aus vielen Maßnahmen erforderlich, um den Winter gut zu überstehen.

  • eine wirksame Entwässerung (Gefälle, Ablauf, Ölabscheider, Kanal)
  • ausreichende Schutzmaßnahmen für das Tragwerk durch z.B. eine rissüberbrückende Beschichtung
  • Hochzüge an Stützen und Wänden
  • Rissbreitenbeschränkung des Betons abgestimmt auf die Beschichtung
  • eine Betonüberdeckung von mind. 3,5 cm mit Beschichtung
  • das Entfernen des Tausalzes nach dem Winter durch eine Nassreinigung
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Durchfahrschutz nachträglich in der Rinne montiert

Die dichteste Beschichtung und ideale Betondeckung hilft jedoch nicht, wenn Steher direkt in der Rinne montiert werden. Sie erleichtern dem Chlorid  seinen Weg ungemein. Jedes Bohrloch ist die direkte Abkürzung zur Armierung.

Nicht immer kann alles bedacht und berücksichtigt werden, denn am Bau und auch im Betrieb passieren unweigerlich Fehler. Dieses Risiko lässt sich wesentlich verringern, wenn  eine jährliche Inspektion der Oberfläche durchgeführt wird. Festgestellte Risse und erkannte Mängel können so unmittelbar geschlossen werden und verhindert werden, dass der Winter dem Garagenbauwerk längere Zeit zusetzt.

Schreiben Sie mir doch Ihre Erfahrungen und Meinungen zu diesem Thema.

Ing. Susanna Arazli ist Expertin für Garagen und widmet sich mit ganzer Leidenschaft dem Thema Tiefgaragen und Parkdecks. Ihr Schwerpunkt im Consulting liegt dabei auf der technisch optimalen Planung und Ausführung der Verkehrsbauwerke zur Sicherstellung der Dauerhaftigkeit und zur Zufriedenheit der Kunden und Eigentümer.


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