Das Schweizer-Käse-Modell beim Garagenbau

Bei dem „Schweizer-Käse-Modell“ des Psychologen James Reason geht es um eine ungünstige Verkettung von Unfallursachen bis zum Zusammenbruch eines komplexen Systems, wie dem Flugzeugabsturz. Bildhaft stellt die Theorie mit Hilfe von Löchern im Käsescheiben dar, dass ungünstige Verkettungen von mehreren Fehlern und Umständen (mehrere Löcher im Käse hintereinander) zu dem widrigen Ereignis führen.

„Schweizer-Käse-Modell“

Auf den Garagenbau übertragen ist der Flugzeugabsturz der große Schaden am Bauwerk, also die Betoninstandsetzung verursacht durch Chlorideintrag. An Hand eines Beispiels kann man erkennen, wie schnell eine Verkettung von Fehlern und Umständen zu einem großen Bauschaden führt.

Betoninstandsetzung in Garagen

Folgende Umstände, aufgegliedert nach dem Verantwortungsbereich, haben sich bei jener Garage ereignet und ungünstig überlagert. Die Ausgangs-situation ist eine hohe Frequenz an Kurzparkern mit entsprechend hohen Chlorid- und Wassereinträgen:

Planung:

  • extrem wenige Entwässerungspunkte (Gullys) geplant
  • Stützenreihe am Gefälle-Tiefpunkt angeordnet

Ausführung:

  • Mindest-Betonüberdeckung nicht eingehalten
  • Mangelhaft ausgeführte Beschichtung

Betrieb:

  • Fehlende oder zu geringe Reinigung
  • Fehlende jährliche Inspektionen mit nur minimaler Instandhaltung

Keiner dieser Umstände oder Fehler ist für sich allein genommen besonders ungewöhnlich oder schwerwiegend, aber das was sich in Kombination aller Umstände daraus entwickelt hat, war ein großer Schaden:

  1. Hohe Frequenz an Kurzparkern und dadurch starker Eintrag von Wasser und Tausalz im Winter.
  2. Auf Grund der fehlenden Reinigung durch den Betrieb und der zu geringen Anzahl an Gullys in der Garage kam es zu verstopften Abläufen und dadurch wiederum zu großen und tiefen Pfützen.
  3. Das eingetragene Tausalz sammelte sich in den Pfützen. Die Stützenfüße standen in den mit Chlorid angereicherten Wasserlacken, was zu beträchtlichen Chlorideinträgen in den Stützenfüßen führte.
  4. Durch die verrutschte Bewehrung (zu geringe Betondeckung) in der Deckenkonstruktion kam es zu starken Rissbildungen. Durch das mangelhaft ausgeführte Beschichtungssystem blieb der Stahlbeton ungeschützt. Wasser mit Chlorid konnte ungehindert in die Risse bis zur Bewehrung eindringen. Anfangs unsichtbare Lochfraßkorrosion stellte sich ein.
  5. Durch fehlende jährliche Inspektionen blieben die Schadensmerkmale lange Zeit unentdeckt und durch zu geringe Instandhaltungs-maßnahmen kam es letztendlich zur Korrosion der Bewehrung in der Decke und den Stützenfüßen.

Die Folge war eine kostenintensive Komplettsanierung der Garage nach nicht einmal 20 Jahren Betrieb, quasi der Flugzeugabsturz im Schweizer-Käse-Modell.

Im Garagenbau ereignen sich leider immer wieder große Schäden bei Parkdecks und Tiefgaragen. Katastrophen und große Schäden kann man nie ganz ausschließen, wichtig ist daraus für das nächste Projekt zu lernen. Jeder einzelne Fehler wäre theoretisch vermeidbar gewesen. Meist reicht aber schon die Verhinderung eines Umstandes und die Löcher des Käses liegen nicht mehr auf einer Linie.

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